Über Sinn und Unsinn des Kultrucksackes Kånken von Fjällräven.
Vorweg, ich besitze selber einen Kånken und bin immer noch sehr glücklich damit! Es ist das 20 Liter Modell ohne Laptopfach mit gepolsterten Schulterriemen, einem kleinen Reflektorstreifen an der Unterseite und dem obligatorischen Sitzkissen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube dieses Modell gibt es heute nicht mehr. Die 20 L Variante ist durch das Modell „Laptop 17“ ersetzt worden.
Als ich mir den Kånken zugelegt habe, war mein täglicher #edc Rucksack der 21 L GR1 von GoRuck. Das ist immer noch ein toller Rucksack, sieht immer noch so aus wie am ersten Tag, aber mit seinen 1,5 kg Eigengewicht ist er auf Dauer ziemlich schwer. Auf unseren kleinen Wandertrips mit Fletcher merkte ich, das der GR1 einfach nicht passte. Ein leichterer Rucksack für diese Trips musste her. Es wurde der Kånken. Aber macht das heute – fast 2 Jahre später – noch Sinn?
Meine Antwort: ein klares JA, aber …
Der Kånken ist schlicht, einfach, man könnte fast sagen puristisch. Er verzichtet auf diesen derzeit so modernen Schnickschnack wie übertrieben viele Mesh Pockets, die Möglichkeit von Trinkschläuchen, Karabiner für den Schlüsselbund, etc. Er ist funktionell aufgebaut und wird seit 1978 in unveränderter Form hergestellt. Ich kenne keinen anderes Rucksack-Modell das die letzten 40 Jahre überlebt hat. Man könnte fast der Meinung sein, das nach diesem Zeitraum der Kånken ein Platz auf Wikipedia verdient hätte. Mir ist es egal, ob der Kånken seit ein paar Jahren als „super hip“ gilt, ein angesagter Modetrend ist. Trends können auch positiv sein.
Als klassischer Frontloader, mit seinen knapp 350 g Eigengewicht und dem wasserabweisenden Vinylon F Außenmaterial ist er perfekt für kleine Wandertouren. Wenn man sich wie ich durch den GR1 an das Prinzip Frontloader gewöhnt hat, steigt man nicht auf einen Toploader um. Viele Rucksäcke sind heute aber zum zusätzlichen Wetterschutz als Toploader aufgebaut, viele sogar mit Rollverschluß. Da ich schon immer alles in einzelne Pouches verstaue, ist es simple nur diese von einem Rucksack in den anderen zu packen. Der Platz im Kånken reicht zusätzlich natürlich für eine Jacke, Sweatshirt, Proviant, etc. Für die Hundehalter unter Euch sei am Rande erwähnt, das Leinen, Spielzeug und Liegedecke ebenfalls Platz finden. 🙂
Kommen wir zum Punkt Unsinn … denn der Kånken hat auch Nachteile.
Das Tragesystem ist der große Nachteil vom Kånken, denn es gibt im Grunde keines. Es besteht aus zwei Trageriemen die nur in der Länge verstellbar sind. Bei meiner 20 L Version (und auch die Laptop-Versionen) sind diese ab Werk wenigstens gepolstert. Für die (am meisten verkaufte) 16 L Variante kann man Polster nachkaufen.
In 1978 we launched Kånken to prevent back problems among Swedish schoolchildren.
So heißt es auf dem Innenetikett. Eine Rückenpolsterung sucht man beim Kånken aber vergebens. Sie Sitzmatte aus PE Schaumstoff bietet ein wenig Polsterung. Das reicht für kurze Trips, aber für ganztägige Wandertouren? Eher nicht. Aus meiner Erfahrung schwitzt man gerade im Sommer am Rücken sehr leicht, denn ohne Polsterung gibt es auch keine Rückenbelüftung. Ein weiterer Nachteil.
Schließen wir den Kreis und kommen zur Ausgangsfrage zurück: Ist der Kånken von Fjällräven immer noch zeitgemäß?
Für einen langen, vielleicht sogar mehrtägigen Wandertrip ein klares Nein! Es fehlen solche Essentials wie Hüft- und Brustgurt. In diesem Punkt ist ein Kånken einfach nicht mehr zeitgemäß. Aber war es das jemals?
Für den kleinen Trip, für einen schnellen Wechsel von Wald zu City ein klares Ja! In meinen Augen gibt es wohl keinen anderen Rucksack der eine solche zeitlose elegante Schlichtheit an den Tag legt.