Der 3. Teil meiner Reihe „Umstieg auf das iPad“: Workflow Fotobearbeitung. Das aber gerade ich bei dem Thema verzweifle, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht!
Seit drei Wochen schreibe ich nun schon an diesem Beitrag, bin zig mal neu angefangen und komme irgendwie immer noch nicht auf einen grünen Zweig. Das Thema Foto Workflow mit dem iPad ist für mich doch komplexer als ich dachte …
Foto- und auch Videobearbeitung spielt seit den letzten 15 Jahren eine große Rolle in meinem Leben. Mit dieser Erfahrung dachte ich mir, das ein Umstieg auf das iPad ziemlich einfach werden würde. Und ich spreche hier nur von einem reinem FOTO-Workflow. Dachte! „Dein MacBook steht im Office und du quälst dich hier mit dem iPad rum“war und ist immer noch sehr oft mein Gedanke.
Für mich das Nadelohr? Eigentlich Zwei: Als erstes die Dateibehandlung im jetzigen Stand von iOS (Mai 2019). Könnte man einen externen Datenträger ohne Umwege anschließen, würde ich wahrscheinlich eher einen Draht für einen Workflow finden. Und zweitens das Thema Cloud. Ohne solche Dienste sind manche Abläufe einfach nicht möglich! Im Gegensatz zu vielen „Hurra-Beiträgen“ im Netz fällt mein Fazit beim jetzigen Stand der Dinge zum Thema Foto und iPad leider etwas kritischer aus. Und ja, es liegt mit Sicherheit auch daran das ich seit Jahren ein und denselben Weg zum Ergebnis benutze.
Vielleicht sollte ich erst erklären wie bis Dato mein Workflow auf dem Notebook ist:
- Import auf externer HDD
- 90% Adobe Lightroom
- 10% Adobe Photoshop
- Export
Seit ein paar Jahren benutze ich die Software von Adobe. Ich bin zwar noch immer keine Freund von dem Abo-Modell, aber Lightroom und Photoshop sind nunmal irgendwie Industriestandard. Lightroom benutze ich für alle Änderungen am Foto, wie z.B. Kontrast, Schärfe, etc. Ebenso natürlich für Tags. Photoshop brauche ich eigentlich nur zum Croppen für das Web und für leichte Arbeiten an Ebenen.
Notiz am Rande: Ich bin „alter“ Aperture User und habe diese Software echt geliebt. Leider hat Apple diesen Pro-Bereich aufgegeben und mit einem neuen Release von MacOS wird Aperture nun endgültig begraben.
Dann fangen wir mal an: „Denken wie ein iPad“ und versuchen meinen Desktop Workflow 1:1 umzusetzen … 🙂
Punkt 1 – Der Import
Lange Rede, kurzer Sinn: externe HDD geht nun mal nicht. Also per SD-Adapter alle Fotos auf das iPad kopieren. Ist alles fast so wie vorher, aber: Die Fotos-App kann bei einem Bildimport von SD-Karte nicht zwischen RAW und JPEG unterscheiden. Um nicht vollkommen durcheinander zu kommen, sollte man sich im Vorfeld entscheiden ob man in RAW oder JPEG aufnimmt. Und da ist ja noch die Speichergröße vom iPad. Hat man zu wenig freien Speicherplatz, muss man den kompletten Workflow auf mehrere Durchgänge splitten. Fairerweise muss ich aber anmerken, das bei mir dieses Problem noch nie aufgetreten ist.
Engpass Cloud: Nach einem Import von Fotos in die eigene iOS Foto-App ist es nicht möglich die Dateinamen zu ändern. Leider auch nicht wenn Ihr diese in anderen Apps bearbeitet und wieder in der iOS Foto App speichert. Hier hilft nur der Umweg über Cloud-Dienste, wie z.B. Dropbox, etc.
Punkt 2 – Lightroom Mobile
Dieser Bereich ist ein Genuss! Für den Import in die Lightroom-Bibliothek hilft dieser Shortcut. Dank des Apple Pencil macht das Bearbeiten von Bildern am iPad mehr Spass als am Notebook. Die Funktionen in Lightroom Mobile sind fast 1:1 identisch zu denen der Desktop Version. Der Export in die Fotos-App ist ohne Probleme möglich, aber leider nur in 2 Varianten: Entweder in der vollen Auflösung oder in einer Version mit 2048 Pixeln.
Auch hier Engpass Cloud: Um an seinem Lightroom Katalog vom iPad auch an der Desktop Version zu arbeiten erfolgt ein Abgleich mit der Adobe Cloud. Ebenso beim Einspielen von Presets. Das dieser Ablauf seine Tücken haben kann zeigt folgendes Beispiel:
Zwischen der iPad App und dem Desktop findet ein Sync über die Adobe Cloud statt, so dass es möglich ist die Bilder auf dem iPad zu sichten, zu sortieren, zu verschlagworten und sogar auch, schon etwas zu bearbeiten. Jetzt, vier Monate später, bin ich aber mit über 100 GB Bildmaterial auf meinem iPad zurück. Und ich muß leider feststellen, die Idee war doch nicht so gut, wie ich dachte. ? Warum? Weil Lightroom mobile eben über die Adobe Cloud und somit leider auch ausschließlich über das Internet syncronisiert. Das bedeutet, dass ich jetzt 100 GB an Bilddaten in die Adobe Cloud schieben muss, um danach ebendiese 100 GB, ein zweites Mal über die Telefonleitung, auf den Desktop herunterzuladen.Dabei kommt mir dann, zusätzlich zur Geschwindigkeit, auch noch die 20 GB Cloud-Kapazität des Standardabos in die Quere, weil ich ja fünf Mal mehr Bilder auf dem iPad als Platz in der Cloud habe.(Quelle: haukebendt.de – lest den ganzen Blogpost, sehr lesenswert!)
Punkt 3 – Photoshop
Nach der Ankündigung das möglicherweise die Veröffentlichung von „Photoshop CC for iPad“ ansteht, war ich ziemlich enttäuscht als es am Ende nur eine wiederholte Auflistung der Möglichkeiten wurde. Schließlich wartet man schon seit Herbst 2018 auf diese App. Warum Adobe, als reines Software-Haus, mit einer iOS Photoshop Version so lange wartet ist mir schleierhaft. Der Markt ist doch da. Im Moment bietet Adobe leider viel Stückwerk an: Es gibt ein Photoshop Express, die App kann aber keine Ebenen. Dafür benötigt man eine weiter App von Adobe: Photoshop Mix.
Die beste Werbung für ein Sky-Abo ist die Formel 1 Berichterstattung auf RTL. 🙂 Ist ein anderer Bereich, aber Adobe „tut viel“ das man sich andere Apps anschaut. Mein Desktop Ablauf „10% Photoshop“ kann ich derzeit nicht auf das iPad übertragen.
Punkt 4 – Der Export
Genauso wie ein Import von externer HDD ist natürlich auch ein Export auf externe HDD nicht möglich. Das Thema Cloud spielt wieder eine große Rolle, ist halt so. Was mich allerdings etwas irritiert ist die Tatsache das man für das Croppen von einem Foto in die gewünschte Pixelzahl eine extra App benötigt. Weder Lightroom Mobile, noch Photoshop Express bieten diese Funktion an.
Lösungen
Auch wenn mein (wahrscheinlich festgefahrener) Desktop Ablauf nicht 1:1 auf das iPad zu übertragen ist – ich gebe nicht auf. Für jede kritischen Betrachtung sollte man versuchen Lösungen zu finden. Auch wenn man Cloud-Dienste dafür braucht. Hier ein paar Ansätze:
Lightroom Mobile benutze ich nur noch für die Fotos die ich wirklich behalten und bearbeiten will. Damit bleibt der Abgleich mit der Desktop Version per Adobe Sync in einem kleinen Rahmen. Die Vorauswahl treffe ich dafür bereits in der hauseigenen Fotos-App. Diesen Ansatz fand ich auf einem Blogbeitrag von Oliver Kramer:
Die erste Bild-Auswahl treffe ich in der Fotos-App, lege Favoriten fest, lösche direkt alles, was ich nicht für brauchbar erachte und ziehe ein Backup der Originale – via Drag & Drop aus der Fotos-App in die Dateien-App – in die iCloud.
Als weitere Überlegung: Man braucht nicht unbedingt Adobe Photoshop! Auch nicht, wenn man sich seit Jahren daran gewöhnt hat. Es gibt sehr gute Alternativen. Mir fehlt ein bisschen das nur sehr wenige Entwickler eine Testversion mit vollem Funktionsumfang für x Tage anbieten. Um nicht unnötig viel Geld auszugeben hilft eine Recherche im Web. Neben dem kostenlosen Snapseed finde ich Pixelmator Photo zu einem Preis von knapp über 5 € sehr gut.
Und warum steigt man eigentlich nicht komplett mit Desktop undMobile auf die Affinity Apps von Serif um? Ich habe bis Dato nur Gutes darüber gehört und: Kein Abo! Hmmm … die Idee bleibt bei mir auf jeden Fall im Hinterkopf.
iOS has come a long way in the last two years. We now have a basic file system, split views, drag and drop, shortcuts and what’s more, professional level apps to use. Why wait for Photoshop to arrive, when there’s Affinity Photo? Who knows how long it will be before Illustrator has an iPad version, but there’s no need, because Affinity Designer is here now. (HICKS im Januar 2019)
Wie man sehen kann gebe ich einem iPad-Workflow trotz viel Kritik eine Chance. Und das obwohl er ein paar Zusatzschritte zum Desktop-Workflow benötigt.
- Import per SD-Karte
- Vorauswahl in Fotos-App
- Lightroom Mobile
- Pixelmator Photo oder Snapseed
- Evtl. Photoshop Fix
- Cropp App
- Export
Im Moment ist es noch eine Mischung aus (zu) vielen Apps, viel Stückwerk, viel Fummelei. 🙂 Es wird sich wohl erst im Laufe der Zeit herausstellen welche dieser Apps meine Favoriten werden. Manche fliegen raus aus meinem Workflow, manche kommen neu dazu. (Vielleicht doch Affinity ?) hmmm, ich bleibe dran, versprochen.
[Workflow Teil 1 – Notizen, Schreiben, To-Do-Listen]
[Workflow Teil 2 – Siri Shortcuts]